Die Alte Posthalterei 


In Melle an der Haferstraße steht die „Alte Posthalterei“. Liest man den Spruchbalken am Giebel, so erkennt man, dass es dort 1644 als Ackerbürgerhaus im Fachwerkstil erbaut wurde. Erdewin Plohr und Agnes Bening haben es zu Wohnzwecken errichtet. Beim „Großer Stadtbrand“ 1720 blieben die Häuser der Haferstraße und somit auch dieses Haus vom Feuer verschont.

Im 18.Jahrhundert, als nach dem „Großen Brand“ die Raumnot in Melle groß war, erhielt das Gebäude zwei erkerartige Vorbauten, die auch heute noch erhalten geblieben sind.

Für einige Jahrzehnte befand sich hier im Haus die Posthalterei. Der Posthalter hatte das Recht zur Annahme und Ausgabe der mit der Post beförderten Briefe und Pakete. Hier galt dann die Pflicht zur Bereitstellung von Pferden und Wagen für die „Fahrende Post“. Auch musste den mit der Postkutsche reisenden Personen nachts Unterkunft und Verpflegung vorgehalten werden.

Melle lag an der „Via Regia“, der alten, königlichen Heerstraße, die von Osnabrück nach Herford führte. Im Jahr 1777 unternahm die preußische Regierung die Neuerung, Postkutschen von Herford über Melle nach Osnabrück fahren zu lassen. Wieviel Jahre diese Postkutsche fuhr, ist nicht bekannt. Es erfolgte dann auch die Neuerung, eine Botenpost von Melle nach Herford zu befördern. Ein Bote nahm jeden am Montag und am Donnerstag ab 10 Uhr die Post mit nach Herford. Am nächsten Tag trat er den Rückweg an, wofür er insgesamt 90 Mark und einen neuen Rock erhielt.


Ursprünglich bestanden die beiden Vorbauten am Gebäude nicht. Sie sind erst Anfang des 18. Jahrhunderts errichtet worden.

Als Melle im Oktober 1805 von preußischen Truppen besetzt wurde, ist der Postdienst eingestellt worden. Als Ersatz sollte 1807 eine Briefpostverbindung von Osnabrück über Dissen nach Kassel eingerichtet werden. Das Haus Engelgarten wurde von den Mellern ins Spiel gebracht, hier die Post einzurichten, was aber nicht geschah. Dafür schickte sich der Wirt der Gaststätte „In den drei goldenen Kronen“, Ludwig Meyer, der das Haus der alten Posthalterei übernommen hatte, an, Reisende mit seinem eigenen Wagen und seinen Pferden zu befördern. Auch ist ihm die Postbeförderung in Richtung Kassel übertragen worden. Dafür erweiterte er die Pferdeställe, so dass während der Franzosenzeit hier angeblich 25 Pferde Platz bei ihm fanden. So versorgte er die Reisenden auch mit Nahrung und bot ihnen ein Nachtlager an. Alten Unterlagen ist zu entnehmen, dass zwischendurch die Strecke von Osnabrück über Melle nach Kassel eingestellt wurde und Herford wieder das Tagesziel der Botenpost wurde.


Das Gebäude der alten Posthalterei in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Als Postgebäude wurde es spätestens 1860 nicht mehr genutzt.

Als Melle 1816 wieder zum Königreich Hannover gehörte, ist zwei Mal wöchentlich eine Botenpost eingerichtet worden.

Die „Alte Posthalterei“, so, wie wir sie heute kennen.

Eine Postexpedition konnte dann in der Mühlenstraße eingerichtet werden. Als auch diese aufgegeben wurde, wohnte hier die Familie Koch, danach zog die Schlachterei Fritz Kortschack hier ein, es folgte später das Speiselokal „Tante Emma“. Heute befindet sich an gleicher Stelle das Modehaus M 14 Stock.

In der Mühlenstraße, dort wo sich heute das Modegeschäft M 14 Stock befindet, stand das Haus der Postexpedition, danach wohnte hier die Familie Koch, anschließend eröffnete hier die Schlachterei Kortschack ihr Gewerbe. Es folgte das Speiselokal „Tante Emma“. Die Bausubstanz ließ eine weitere Nutzung nicht zu.

Rechts im Bild die Mühlenstraße 14, heute M 14 Stock, hier befand sich die Postexpedition.

Man fragt sich, wie lange die Poststation in Melle an der Haferstraße bestand. Auf jeden Fall bezog die Post ihr neues Gebäude am Zehntscheunenplatz (Mühlenstraße) im Jahr 1872. Im Jahr 1874 ist die Meller Postverwaltung zum Postamt erhoben worden. Dieses Amtshaus stand dort, wo sich heute der Haupteingang der Sparkasse befindet. Nach dem Auszug der Post eröffnete Fritz Backhaus hier die „Restauration zur Post“. Um 1968 musste das Gebäude weichen, die Sparkasse erweiterte ihre Gebäude in nördlicher Richtung.


Das erste Gebäude der Meller Sparkasse hier am Standort befand sich an der Ecke Mühlenstraße zur Kampstraße. Links neben dem Sparkassengebäude sieht man auf dem Foto das Postgebäude.



Ein altes Foto zeigt das Postgebäude in Fronatansicht. Es war zu der Zeit aber schon eine Restauration.


Die nächste Änderung im Postwesen Melle erfolgte im Jahr 1874. Das Telegraphenamt vereinigte sich mit dem Postamt. Das Postamt wurde selbstständig, ein neues Postgebäude konnte 1888 an der Mühlenstraße eigeweiht werden. Ein Postkraftverkehr konnte hier eingerichtet werden.


Eine Zeichnung aus dem Jahr 1911 zeigt das 1888 neu erstellte Postamt an der Mühlenstraße Ecke Bismarckstraße.


Das leerstehende ehemalige Postamt an der Mühlenstraße ist im Jahr 2001 umfangreich saniert worden, Georgs Bioladen zog hier ein und bietet bis heute Bio-Produkte an.


Das Haus „Alte Posthalterei“ an der Haferstraße konnte gerettet werden. In den Jahren 1986 - 1988 sorgten die Sparkassenstiftung und die Stadtverwaltung dafür, dass das Haus erhalten bleibt. Es wurde aufwändig saniert. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und wird heute für Ausstellungen, Vorträge, Seminar, kleinere Lesungen und Konzerte genutzt.


Die „Alte Posthalterei“ an der Haferstraße.


Text + Bild: Bernd Meyer