Gut Sondermühlen



Die Ritter Vincke waren die Besitzer und Bewohner der Burg Vinkemühlen. Am Violenbach im späteren Sondermühlen bauten sie sich vor über 700 Jahren ein neues befestigtes Gut.

Der Violenbach  speist die rings um die Wasserburg geführten Graften  und die zum Ensemble gehörenden Mühlenteiche. Eine vierreihige, vor 10 Jahren restaurierte Eichenallee erschließt das Gut aus Richtung Altenmelle. Ehemals befand sich  vor der Burg eine Orangerie. Über eine Dreibogenbrücke erreicht man  das Torhaus, das 1972 zu einer Wohnung ausgebaut wurde. Hinter dem Torhaus ersteckte sich ein zweistöckiges Herrenhaus mit zwei rechtwinklig zu einander stehenden Flügeln.



Die Burg Sondermühlen entwickelte sich, wie viele andere Wasserburgen, aus einem mittelalterlichen Steinwerk heraus. Eine erste Erwähnung aus dem Jahr 1350 weist zugleich auf eine Mühle hin. 

An das Steinwerk, das Baudatum ist nicht bekannt, wurde 1575 durch den neuen Eigentümer, die Familie von Nehem, ein Vierständerfachhallenhaus angebaut, das Steinwerk wurde in das Gebäude integriert. In diesem Haus mit massiven Außenmauern lebte die Familie mit ihrem Vieh unter einem Dach. In den Jahren 1618 und 1619 wurde das Wohn- und Wirtschaftsgebäude in nördlicher Richtung erweitert, es schließt noch heute mit einem repräsentativen Giebel ab. Während man die Westwand mit Bruchsteinen errichtete, besteht die Ostwand aus Fachwerk mit einem relativ großen Ständerabstand von 140 cm.

Zum Ende des 17. Jahrhunderts wollte man in einem repräsentativen Haus ohne einen Wirtschaftsteil wohnen. 1678 ist mit dem Bau eines Herrenhauses mit Torhaus begonnen worden. Um eine geschlossene Anlage zu erzielen, wurde westlich an das Torhaus eine Kapelle angegliedert und dieser Gebäudeteil dann durch eine Remise mit dem landwirtschaftlich genutzten Hallenhaus verbunden.


Hier auf dieser Skizze ist der Baufortschritt der Gesamtanlage Gut Sondermühlen nachzuvollziehen.


Im Jahr 1796 ist das Gut an das Osnabrücker Domkapitel verkauft worden. Nach der Säkularisation 1802 fiel der Besitz an den damaligen Staat Hannover. Das 1678/1712  errichtete Herrenhaus musste 1842 wegen fehlender Nutzungsmöglichkeit abgetragen werden.


Die landwirtschaftlichen Flächen wurden in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts zugunsten der Pächter aufgesiedelt. Die Gutsforsten verblieben im Landesbesitz und gehören zum Forstamt Palsterkamp. Das Restgut gelangte an die Familie Schnatmeyer-Titgemeyer, von deren Erbengemeinschaft  es Clemens Graf v. Platen Hallermund 1972 für seine Tochter Sabine, verheiratete Freifrau  v.Richthofen und ihre Familie erwarb. Sie restaurierte das verfallene Gut unter sorgfältiger Wahrung seiner Identität. Das Torhaus wurde zum Wohnhaus umgebaut. Das 1575 errichtete Vierständerhaus wurde 2005/06 grundlegend restauriert. Auch die Gebäude des zum Sondermühlener Gut gehörenden historischen Mühlenensembels  am Violenbach wurden gesichert. Das neue Wasserrad der einstigen Ölmühle versorgt durch Antrieb eines Generators das Gut seit einigen Jahren mit Strom.

Der Dichter Friedrich Leopold Graf zu Stolberg (1750–1819) wohnte mit seiner Familie während seiner letzten Lebensjahre auf Sondermühlen.  Luise Hensel, bekannt durch Ihr Abendgebet „Müde bin ich, geh zur Ruh….“ weilte hier als Erzieherin der jüngsten Töchter des Grafen. Auch der als Geschichtsschreiber bekannt gewordene königliche Förster Friedrich Müller lebte auf dem Gut und verfasste hier 1847 seine für Melle  wichtige „Geschichte des Amtes Grönenberg“.

Die kleine Wasserburg Sondermühlen mit der sie umgebenden ungestörten Natur im Tal des Violenbaches  hat durch die neuen Besitzer nach Jahrzehnten des Verfalls eine neue Chance erhalten.


Das Gut Sondermühlen im zeitigen Frühjahr 2017


Texte und Fotos: Bernd Meyer