Der jüdische Friedhof in Melle-Buer
Nordwestlich von Melle-Buer, im Bereich des „Sunderbrooks“ befindet sich seit ca. 1820 ein alter jüdischer Friedhof. Die Grabsteine sind Richtung Jerusalem ausgerichtet. Die Inschriften auf den Grabsteinen sind auf Hebräisch und auf Deutsch.



„Während in Melle Juden bereits zu Beginn des 18.Jahrhunderts urkundlich erwähnt sind, ließ sich in Buer erst 1809/1810 eine jüdische Familie nieder. Die offizielle Bildung einer kleinen Synagogengemeinde mit Sitz in Buer, die sich aus wenigen Familien aus den Ortschaften Buer, Melle, Neuenkirchen und Rabber zusammensetzte, erfolgte gegen Mitte der 1840er Jahre.
Die Juden in Buer trafen sich zu Gottesdiensten anfangs in einem Betraum, der in dem Haus einer jüdischen Familie untergebracht war; nach 1840 stand dann ein anderer Synagogenraum zur Verfügung, der auch einen abgetrennten Teil für Frauen besaß. 1863 weihte die Gemeinde eine neue Synagoge am Kampingring ein. Zu den gemeindlichen Einrichtungen gehörte in Buer ein seit ca. 1820 bestehender Friedhof, der auch von Juden aus Melle und Rabber genutzt wurde.
Die Synagogengemeinde Buer unterstand dem Landrabbinat Emden.
Während die Zahl der in Buer lebenden jüdischen Familien seit der Jahrhundertwende rückläufig war, verzeichnete Melle eine geringe Zunahme der jüdischen Bewohner. Die Meller Juden waren überwiegend als Kaufleute und Händler (Pferdehandel) tätig.
Ab Ende der 1920er Jahre zeigte sich auch in Melle eine rückläufige Bevölkerungsentwicklung; Ab- und Auswanderung ließen die Zahl der jüdischen Familien auf nur wenige schrumpfen. Dies führte 1931 dazu, dass die Synagogengemeinde aufgelöst wurde. Die verbliebenen Juden schlossen sich der Osnabrücker Gemeinde an, und das Synagogengebäude, in dem schon seit Jahren keine Gottesdienste mehr abgehalten worden waren, ging in Privathand über. Die Abwanderung der jüdischen Bewohner setzte sich in der NS-Zeit fort. Nachdem sie ihre Geschäfte aufgelöst und ihren Besitz veräußert hatten, suchten sie ihr Heil in der Emigration.
Während des Novemberpogroms wurden die wenigen verbliebenen männlichen Juden „in Schutzhaft“ genommen und ins KZ Buchenwald überstellt. Das nun ausschließlich als Wohnhaus genutzte Synagogengebäude - seit Anfang der 1940er Jahre im Besitz eines nicht-jüdischen Viehhändlers - wurde nicht angetastet, jedoch schändete man den Friedhof in Buer, wobei Grabsteine zu Pflasterarbeiten zweckentfremdet wurden.
Nach der „Reichskristallnacht“ wurden die wenigen noch in Melle lebenden „Volljuden“ aus ihren Wohnungen gedrängt und mussten in das „Judenhaus“ in der Oldendorfer Straße umziehen. Von den 1941 beginnenden Deportationen waren dann auch jüdische Bewohner aus Melle und Buer betroffen. Keiner von ihnen soll überlebt haben.
Auf dem jüdischen Friedhof am Sunderbrook (im Stadtteil Buer) sind noch 46 Grabsteine zu finden; die älteren Steine sind „verloren gegangen“, da diese während der NS-Zeit abgeräumt und zu Hofpflasterungen benutzt wurden.“
Mit freundlicher Genehmigung von Klaus-Dieter Alicke
„Jüdische Gemeinden.de“


Jüdischer Friedhof (Aufn. O., 2017, aus: commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0)
In unmittelbarer Nähe der ehemaligen Synagoge von Melle fanden im Jahre 2010 insgesamt zwölf Stolpersteine ihren Platz; sie erinnern an Angehörige der Familien Weinberg, Löwenstein und Faymann; weitere zwei folgten noch zwei Jahre später, so dass nun insgesamt 14 Steine ihren Platz im Gehwegpflaster haben (Stand 2022).

verlegt am Kampingring (Aufn. Mafrika, 2021, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 4.0)
An die 1913 in Buer geborene jüdische Schriftstellerin Ilse Losa erinnert seit 2013 der Weg zum jüdischen Friedhof in Melle-Buer. In ihrem schriftstellerischen Schaffen verarbeitete sie ihre Erfahrungen aus der NS-Zeit und den Verlust der Heimat; zudem schrieb sie Kinderbücher. Ilse Losa starb 2006 in Porto/Portugal.
Dem Leben von Ilse Losa widmet sich dieser weitere Artikel auf Melle-History.