Die Gutsanlage Laer in Melle-Laer
Das alte Gut Laer befand sich im Ort Melle-Laer an der Straße von Altenmelle nach Wellingholzhausen. Überquert man den Laerbach findet man nördlich der Straße auf dem Gelände der alten Anlage einen Klinkerbau und ein Bauernhaus aus dem Jahr 1835. Nördlich dieses recht großen früher landwirtschaftlich genutzten Gebäudes stand das alte Herrenhaus, das Herrenhaus. Das zweistöckige Gebäude wurde durch zwei Gräben gesichert. Heute ist dort ein Acker, nichts erinnert daran, dass hier ein hochherrschaftliches Haus stand. Es ist um 1750 abgerissen worden, wahrscheinlich war es baufällig, weil die Standsicherheit aufgrund der sehr feuchten Bodenverhältnisse nicht gegeben war.
Rudolf von Bruch schreibt in seinem Buch: „Die Rittersitze des Fürstentums Osnabrück“ von 1930, dass schon 1350 Nicolaus von Gesmele mit zwei Häusern, einem Kotten und einer Mühle zu Laer belehnt (ihm gegeben) wurde. Das werden natürlich andere Bauten gewesen sein, wo auch immer diese auf dem Gelände gestanden haben.
In den nächsten Jahrhunderten wechselten die Besitzer häufig. Ab 1480 war Raban von Haren der Eigentümer, nach 1490 Johann von Haren mit Gertrud von Münchhausen. Ihr Wohnhaus war auf jeden Fall schon im 17. Jahrhundert eine barocke Anlage. Durch Heirat und Erbfolge ist nach 1630 Hieronymus von Grapendorf Eigentümer geworden. Günther Wrede schreibt in seinem „Geschichtliches Ortsverzeichnis des ehemaligen Fürstbistums Osnabrück“ von 1977, dass die Wasserburg 1630 erneuert worden war und 1651 im Viereck mit Türmen gestaltet war. 1714 gelangte Laer an die Nachbarfamilie von Nehem auf dem Gut Sondermühlen. Diese ließen dann das Herrenhaus wahrscheinlich kurz nach 1750 aufgrund des schlechten baulichen Zustandes abreißen. Das Gelände ging dann 1972 an die dreifache Urenkelin Sabine Freifrau von Richthofen auf Sondermühlen über.
Im Jahr 2017 fertigte der Meller Architekt Stephan Leiwe eine Rekonstruktion der Gesamtanlage vom Gut Laer an. Grundlage war ein Plan des Gutes, den Bernd Meyer zufällig im Staatsarchiv in Osnabrück in alten Unterlagen fand. Hier lässt sich gut erkennen, dass die Anlage schon sehr repräsentativ war. Diese Zeichnung ist dem Meller Jahrbuch des Jahres 2019 entnommen. Interessant ist, wie harmonisch schon damals die Anlage aufgebaut war. Herr Stephan Leiwe fertigte auch eine Zeichnung an, wie das Hauptgebäude ausgesehen haben wird.
Dem recht einfachen Plan aus der Akte im Staatsarchiv kann man mit gewissen handwerklichen Fähigkeiten mit dem Zeichenstift dem Herrenhaus ein repräsentatives Aussehen geben. Hier fragt man sich, ob es im Umkreis von Melle ein ähnliches Gebäude gibt. Hier wurde ich in unserer Stadt fündig.
Das Herrenhaus des Gutes Bruche in Eicken-Bruche. Das Herrenhaus auf Gut Bruche wurde Anfang des 18. Jahrhunderts errichtet. Es ist ähnlich der Zeichnung des Gutes Laer gegliedert und weist die gleiche Dachform auf. Auch der Vorplatz wird ein ähnliches Gebilde gehabt haben.
Diese Karte aus den Jahren 1765/67 der Landesaufnahme von von dem Bussche/ Benoit zeigt oben rechts die Stadt Melle und in etwa Kartenmitte das Gut Laer. Hier in dieser Karte sind die beiden Wirtschaftsgebäude und das Herrenhaus noch eingetragen, die Mühle ist aber schon am heutigen Standort der Kombrinks-Mühle verzeichnet.
An der Straße von Altenmelle nach Wellingholzhausen steht auf dem ehemaligen Gelände der adeligen Anlage noch ein Wirtschaftsgebäude aus dem Jahr 1835. Es ist ein Nachfolgebau und wird bewohnt.
Dieses 1835 errichtete Gebäude ist von der Durchfahrtsstraße aus gut zu sehen. Es hat aber mit den alten Gebäuden der Gutsanlage nichts zu tun.
Interessant ist dann noch, wie sich die Gebäude der Gutsanlage um 1750 auf dem Gelände verteilt haben. Dazu habe ich mich der Aufnahmen von Google Maps bedient und die alten Liegenschaften eingetragen. Es ist nicht gesichert, ob die im Staatsarchiv gefundene Zeichnung maßstabsgerecht ist. Deshalb muss man hier auch Annahmen tolerieren.
Auf der Aufnahme ist im oberen Bereich das Herrenhaus (1) im Barockgarten (10) zu sehen. Es ist umgeben von repräsentativen Gärten, die wiederum von Gräften zum Schutz der Anlage eingeschlossen sind. Heute befindet sich im Bereich des Herrenhauses ein Acker, nördlich davon ein Baumbestand (6) mit einem breiten, langgezogenen Graben, die alte äußere Gräfte. Die Scheune (2) befindet sich in der Zufahrt in westlicher Richtung. Der Pferdestall (3) liegt der Scheune gegenüber. Das Torhaus mit der Durchfahrt (4) lag schon fast direkt an der heutigen Altenmeller Straße. Natürlich fehlte auch bei dieser Anlage keine Mühle (5), hier mit drei Wasserrädern. Sie war um 1750 wahrscheinlich schon außer Betrieb. Die Kombrinks-Mühle (7) hatte sie ersetzt. Die alten Mühlgebäude befanden sich beidseitig des Laerbaches. In den Lehnbüchern der Osnabrücker Bischöfe aus den Jahren 1424-1437 wird die Mühle als „molen to Lare“ erwähnt. Die Bokemühle westlich des Laerbaches besaß ein Wasserrad, die Mahl- und wahrscheinlich Ölmühle auf der östlichen Bachseite wurden von zwei Wasserrädern angetrieben. Es werden unterschlächtige Wasserräder gewesen sein. Von den alten Mühlengebäuden ist in der Örtlichkeit nichts mehr zu
erkennen. In der Kombrinks-Mühle (7) war das Wasserrad noch bis zum Jahr 1979 in Betrieb. Das Haus (8), ein Bauernhaus, ist 1835 errichtet und wird weiterhin bewohnt. Der Laerbach (9) hat sich schon südlich der Altenmeller Straße geteilt und fließt im Bereich der Gutsanlage wieder zusammen. Eine Scheune (11) wird Gerätschaften für die Hofbewirtung aufgenommen haben.
In der Stadt Melle sind uns eine Reihe von Gutsanlagen erhalten geblieben. Das ist den privaten Eigentümern zu verdanken, die immer wieder viel Geld in ihre Bauten investieren. Zu den nicht mehr existierenden Anlagen gehört auch die Gutsanlage Laer. Es lohnt sich immer noch, nach Unterlagen in Archiven zu suchen oder aber auch Ausgrabungen vorzunehmen. Es gibt weiterhin viel zu entdecken, wenn wir erfahren möchten, wie und wo unsere Vorfahren gewohnt haben und ihr Leben gestaltet haben. Das betrifft die freien Bewohner des Grönegaues aber auch die von den Gütern abhängigen Personen und Familien.
Text und Bild: Bernd Meyer