Schreibersche Apotheke
Schreiber, eine Apothekenfamilie in Melle
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Friedrich Müller, Förster, Historiker und Mitglied des Historischen Vereins für Niedersachsen, schreibt 1955 im Grönenberger Heimatheft Nr. 10: „Melle hat zwei Apotheken, die des Wilhelm Ebermaier und die von Gustav Schreiber. Die dritte Apotheke, Henkings Apotheke, ist nach Riemsloh verlegt worden“.
Er schreibt weiter: „Im Jahr 1622 legte Kahmann die erste Apotheke an, welche sich später auf Schreiber vererben sollte. Es war eine Kräuter- und Gewürzhandlung an der Kirchstraße im letzten Haus an der Süd-/Ostseite der geschlossenen Häuserreihe. Hier wohnte der Apotheker Brockmann“. Somit könnte diese Apotheke in seinem Haus an der Kirchstraße ansässig gewesen sein. Leider ist die Aussage aus dem Jahr 1622 von Herrn Müller nicht ausreichend belegt.
Dieser Teil des alten Meller Stadtplanes ist um eine Häuserreihe an der Kirchstraße erweitert worden. Das rote Quadrat ist das Haus der Kräuter- und Gewürzhandlung Kahmann, später Schreiber. Zwischen diesem Haus und der Bebauung an der Haferstraße war die Klappe am Hagen (Klapperhagen) mit einer Klappenbreite von etwa 1,45 Meter installiert worden.
Im Jahr 1725 wird Johann Rudolph Kahmann geboren, Vater war der Pastor Gerhard Kahmann, er war der Pfarrer der gerade nach dem Stadtbrand von 1720 neu aufgebauten evangelischen Petrikirche. Der Apotheker Johann von Bassen war der Taufpate. Er war ein Nachbar der Familie Kahmann. Die Apotheke hatte von Bassen durch die Ehe mit der Apothekerwitwe Brümmer erlangt. Daraus hat sich später die Ebermaiersche Apotheke entwickelt.
Im Jahr 1758 erhielt der Apotheker Gerhard Christoph Arnold Kahmann Brennholz für sein Lazarett für die Beheizung von zwei Stuben und einem Herd. Zu damaliger Zeit war den Apotheken ein Lazarett angeschlossen. Zwei weitere Lazarette in Melle waren die der Familie Barkmeyer und der Witwe Funke.
Das Apothekenhaus des Herrn Kahmann stand 1758 schon an der Plettenberger Straße südlich, also links neben der heutigen Schreiberschen Apotheke. Johann Friedrich Schreiber, der Stiefbruder von Kahmann, wurde dann der Nachfolger und Apotheker von 1778–1791. Sein Halbbruder, Johann Friedrich Schreiber, übernahm für kurze Zeit die Tätigkeit, wurde dann aber nach wenigen Jahren von dem Oldenburger Bernhard von Harten abgelöst. Der Name wechselte vorübergehend, die neue Bezeichnung: Hartensche Apotheke. Ihm folgte 1799 August Nettelhorst als Provisor. Hier in der Apotheke wurde zu der Zeit auch Wein verkauft.
Der Apotheker Johann Heinrich Ebermaier übernahm das Gewerbe bis 1814, ein Provisor Vogelsang war dann bis 1820 der Apotheker. Nachdem wieder ein Familienmitglied Gustav Adolph Schreiber die Geschäfte von 1834–1859 übernehmen konnte, folgten nach einem Administrator Frau Schreiber und dann August Wilhelm ab 1875. Das heutige Apothekenhaus konnte dann 1877 neu gebaut werden, der Bau und die alte Deckenkonstruktion stammen aus der Zeit.
Das Foto der Schreiberschen Apotheke an der Plettenberger Straße wird vor 1910 entstanden sein. Zu der Zeit war die Familie Schreiber noch Eigentümer des Hauses.
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Teile der Einrichtung der Schreiberschen Apotheke, so Regalwände und die Decke stammen noch aus den Anfangsjahren des Apothekenbaues 1877.
Im Jahr 1913 ging die Ära der Familie Schreiber zu Ende, nach dem Tode von August Wilhelm Otto Schreiber übernahm Carl Will 1914 die Apothekengeschäfte, zuerst als Pächter, dann aber als Inhaber bis 1931.
Heinz Opgen-Rhein wurde 1931 der Apotheker an der Plettenberger Straße. Ihm folgte seine Tochter Elisabeth Opgen-Rhein, auch Apothekerin, die 1956 den Lebensmittelchemiker und Apotheker Dr. Armin von Mletzko aus Schlesien heiratete. Unter der Führung des Ehepaares erfolgten dann 1960 Umbauten und eine Erweiterung der Räumlichkeiten. Glücklicherweise blieb die einmalige, kunstvolle Deckenkonstruktion erhalten. Die Einrichtung, so wie wir es heute noch vorfinden, ist toll integriert. Im Jahr 2012 konnte der Apotheker Franz Hoffmann die Schreibersche Apotheke an der Plettenberger Straße im Zentrum von Melle vollständig übernehmen. Er ist auch Inhaber der Apotheke in Wellingholzhausen.
Vergleicht man auf dem Foto die Außenfassade der Schreiberschen Apotheke von vor über 100 Jahren und heute, so stellt man schnell fest, dass es den Eigentümern gelungen ist, altes zu erhalten.