Die Selhofe - Ort der Hinrichtungen in Melle
Ja, Sie haben richtig gelesen, auch in Melle wurde hingerichtet. Hatte man ein schweres Vergehen begangen, ging es im 18. Jahrhundert in den Knast, dem alten Turm der Grönenbergburg. Dort auf dem „Berg“ im heutigen Grönenbergpark stand bis 1771 der Wehrturm der alten Burg, heute steht dort das Mahnmal.
Im Jahr 1771 gab es im Turm noch drei eingesessene Traftäter. Nicht mit dem vergitterten Bus ging es für die Verurteilten zum Henkersplatz, sondern man musste zu Fuß hingehen. Der Weg führte über die heutige Rabingenstraße. Auch wenn man sein Vergehen hier bereute, die „Armen Sünder“ mussten den letzten Weg gehen. Deshalb hieß diese Straße auch offiziell „Arme-Sünder-Weg“.
Doch wer wurde zum Tode verurteilt, was musste er verbrochen haben? Einige Berichte von begleitenden Predigern liegen hier vor.
Wortlaut: Am 11. April 1725 ist Johann Peter L. von mir nach der Sehlhofe begleitet worden, an dessen Hinausführung Herr Pastor Meyer und Herr Pastor Rosengarten mir fleißig assistiert, mochten Sünder sich wohl bekehren. Nachgefügt: Dieser L. ist der siebte, welchen ich hinausbegleitet habe und haben Gottlob sich alle wohl zum Tode geschickt und bekehret.
Im Jahre 1745 ist Anna Catharina St. wegen Kindesmordes in der Seelhofe enthauptet und daselbst begraben.
Wortlaut: Am 16. Juni 1771 wurden zwei Missetäter in der Seelhofe hingerichtet, K. von 50 Jahren und B. von 23 Jahren. Der erste wurde von Pastor Neuschäfer in Melle und P. Oldenburg zu Oldendorf geführt, der andere von Pastor Schulze zu Buer und Pastor Niemann zu Neuenkirchen. Nachgefügt: Jost Heinrich Niemöller aus dem Kirchspiel Buer, welcher bei obgedachter Exekution von einer durch die Sattelhöfer umgeworfenen Leiter getroffen wurde, starb 6 Tage nachher.
Wortlaut: Am 14. Juni 1773 wurde ein Delinquent Namens Caspar W. ein Kolonus aus dem Kirchspiel Buer hierher gebracht, um den 18. mit dem Schwerd hingerichtet zu werden. Er erhing sich aber etliche Stunden nach seiner Einkerkerung in dem Kerker mit einem Strohseil. Der Körper dieses Unglücklichen wurde am 16. Juni nach der Seelhofe gebracht und da verscharrt von den Henkersknechten.
Im vorgegangen Bericht gibt es einige Bezeichnungen, die noch geklärt werden sollten. Der Schinder ist derjenige, der als Beispiel den Leichnam vom Hinrichtungsgerüst abnimmt. Zu der Zeit war es der Herr Lohdy. Der ausführende Scharfrichter war der Herr Zippel.
Der Sattelhöfer übrigens war bei der letzten Verlesung des Urteils zugegen und hatten den Hinrichtungsplatz zu sichern. Es war ein Nebenerwerbslandwirt, der diese Arbeit machte. Aus dem Wort Sattelhöfer oder auch Sadelhöfer ist das Wort Seelhofe (Selhofe) entstanden. Das Todesurteil wurde unterschiedlich vollstreckt, das geht auch aus den Berichten hervor. In Gerden in der heutigen Selhofe wurden die Hingerichteten also verscharrt, also beerdigt.
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Zu den Fotos:
Auf dem Hügel im Grönenbergpark stand der Gefangenenturm bis 1771.
In diesem Bereich in Altenmelle/ Gerden befand sich die Hinrichtungsstätte.
Text und Bilder: Bernd Meyer